Im Namen der Menschlichkeit,
Heute gab es bei uns ein besonderes Erlebnis. Seit einiger Zeit betreuen wir die Familie Notar, die am Stadtrand von Sibiu in unglaublich schlimmen Bedingungen leben muss. Der Vater arbeitet bei einer Firma, die Autos zerlegt und dann die Ersatzteile an Werkstätten liefert. Frau Notar ist in der Hütte mit ihren Kindern Iosif (5) und Nicolaie (7)...
ein weiteres kleines Wunder lebt unter ihrem Herzen und weiß noch nicht, in welche Verhältnisse es hineingeboren wird, dazu lebt auch noch eine Tochter aus der ersten Ehe des Vaters bei ihnen ...
Die völlige Verzweiflung… Die Gewissheit, ganz am Ende angekommen zu sein …
Statt Hilfe, Ablehnung und Vorwürfe.. Sie hatten einfach nichts Gutes mehr vom Leben erwartet. Sie waren es gewohnt verlacht und ignoriert zu werden. Wir halfen mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung so gut es ging.
Und doch, entstand ein Plan. Ein Plan der etwas waghalsig war und dessen Existenz der Familie lieber noch nicht preisgeben wollte.
Was sie nicht wussten war, dass ich im gleichen Haus, wo auch Familie Moldovan in Cisnadie lebt, weiteren Wohnraum durch Raumteilung erzielen konnte (es war ja damals für Frau Hent gedacht, die dann aber etwas anderes vom Arbeitgeber bekommen hat und nicht mehr eingezogen ist). So entstand noch eine kleine Wohnung, die wir Familie Notar gerne zur Verfügung stellen wollten.
So holten wir die Familie aus ihrem furchtbaren Elend, einfach so (es sind die gleichen Hütten in denen auch Izabela mit ihren Kindern lebte) ab, um sie in die neue Bleibe zu bringen. Die Kinder waren soooo gespannt.... Was würde wohl jetzt kommen....?
Und dann kamen wir an und sie konnten es kaum glauben..
Immer wieder schauten sie mich an … Und konnten es noch immer nicht glauben.
Und dann kam ein Moment, der mir für immer im Gedächtnis bleiben wird ...
Frau Notar schaute auf die Möbel ... strich über den Kühlschrank… schaute aus dem Fenster…Und dann sah sie mich an und ihre Augen waren so klar, obwohl man die Tränen sehen konnte, die sich ihren Weg bahnten.. Und dann sagte sie mit unfassbar fester Stimme: ,
,Wissen Sie, bevor mein erster Mann durchdrehte und ich fliehen musste, da haben wir in einem Haus in einem Dorf gelebt. Es war sauber und wir hatten nicht viel … aber es war unser Zuhause.
Es gab einmal eine Zeit, in der ich nicht wie ein Tier gelebt habe ...
Ich habe wir ein Mensch gelebt... Doch mit den Jahren habe ich es vergessen ... Jetzt kann ich es fühlen ... Ich bin noch immer ein Mensch".
Ehrlich gesagt, bin ich noch immer sehr geplättet von ihren Sätzen ... Ich werde diesen Moment niemals vergessen ... Und ich möchte Euch mitnehmen ...
In diese Momente, die uns immer wieder ein Lächeln und gleichzeitig eine Träne zaubern ...
Ich glaube, es gibt nichts zu sagen. Frau Notar hat alles gesagt.
Eure Jenny